30. September-10. Oktober 2004 / Kodari-Delhi/Indien

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"Welcome to India" begruesst man uns bei Customs in Kodari in der wohlbekannten, fuer Inder typischen Ausspracheart des Englisch. Im Nu werden zwei Stuehle fuer uns herangeschafft, ein Boy losgeschickt, um eine frische Flasche kuehles Mineralwasser fuer uns zu besorgen und anschliessend an diese Erfrischung suesser Massala Tee serviert. Waehrend dessen wird das Carnet de Passage eingehend studiert und ein fuenfter Mann, der Spezialist fuer solche Sonderfaelle herbeizitiert, der dann zu unserer Erleichterung auf ganz altmodische Art unseren Grenzueberschreitung in einem riesigen Register von Hand eintraegt.Wir hatten schon beim Betreten des Amtes im Angesicht des Computers gefuerchtet, dass damit zentral registriert wuerde, dass wir mit einem auslaendischen Vehikel einreisen, was unseren geplanten Reise-Unterbruch und die Ausreise per Flugzeug fuer eine Stippvisite in der Schweiz kompliziert haette. In einem Loch von Immigration Office unterbrechen wir den zustaendigen Beamten bei seinem Mittagsschlaf. Wir fuellen die Einreisedeklaration mit minimalsten Angaben aus, lassen alle verhaengnisvollen oder Komplikationen verursachenden Felder leer und sind nach insgesamt einer Stunde am letzten Tage vom September 2004 auch als Personen offizielle Touristen in Indien. Die Uhr koennen wir hier nochmals um eine Viertelstunde zurueckstellen.muessen, so dass die Zeitdifferenz zur CH Sommerzeit nur noch 3 3/4 Std. betraegt.

Ausserhalb des Grenzortes stoppen wir auf dem erstbesten leeren Feld in etwa 80 m Distanz von der Strasse erstmals fuer einen wohlverdienten Lunch. Mein Goettergatte hat die glorreiche Idee, die Campingstuehle und den Tisch im Freien aufzustellen. Nachdem wir uns an den Umgebungsduft gewohent haben, da wir beim Parken unweigerlich durch irgendwelche Sch...shaufen gefahren sind, koennen wir unsere Sandwiches doch nicht geniessen. Bis sie bereit sind, sind wir von mind. 2 Dutzend Maennern umgeben, die jeden unserer Bisse verfolgen und praktisch um uns herum mitkauen!

"Unsere schlechten nepalesischen Blattfedern - kein Problem, ab Indien haben wir ja Teerstrasse" hatte mir mein Mann bis anhin versichert. Nun, er war auch etwas baff ab der Qualitaet der Strasse hier im Nordanstoss zu Nepal. Die Strasse scheint, wie die Oldtimer Fans sagen wuerden, noch im Originalzustand zu sein, d.h. es wurde nie etwas mehr daran instandgestellt oder erneuert. Teerstuecke sind oft nur noch am ehemaligen Mittelstreifen vorhanden, ansonsten rumpeln wir durch Schlagloecher, die keinen Vergleich mit den tibetischen scheuen muessen, nein, sie sogar noch schlagen! Nach dem grossen Chaos und gemauerten Haeusern in den Grenzorten sind wir zurueck im Mittelalter. Lehm- und Schilfhuetten links und rechts der Strasse. Das Vieh wie gehabt dafuer zuerst auf der Fahrspur, mit fortschreitender Tageszeit gegen Abend dann am Fressen vor den Huetten. Ueberall werden Feuer entfacht, weniger zum Kochen wie uns scheint, sondern mit viel Rauch vermutlich zum Vertreiben von Fliegen und Muecken. Das ganze Familienleben kann man beobachten, aber auch die unangenehmen unhygienischen Seiten, wie Abfaelle, oder Kinder wie Erwachsene, die einfach am Strassenrand hinkauern und ihr Geschaeft verrichten.

Ueber Sugauli und Motihari, wo wir an der geschlossenen Barriere erst mal auf den verspaeteten Zug mit Diesellok warten muessen, suchen wir uns den Weg. Bei Barauli ist die Strasse so schlecht, dass wir vermuten, von der Hauptverbindung abgekommen zu sein. Von Teer ist praktisch nichts mehr vorhanden, dafuer umso mehr Staub. Allerdings koennen die Regenfaelle auch hier noch nicht lange zurueckliegen. Fast alle Vorgaerten und viele der Felder stehen unter Wasser. Die Gegend ist immer noch sehr feucht und wir dampfen nur so, da der Fahrtwind bei den geschilderten Verhaeltnissen minim ist. Nach Barauli kommen wir auf die Hauptroute Ost-West und fahren vorlaeufig parallel zum Great Gandak River. Der Lastwagenverkehr hat sich vervielfacht. Fuer die erste Uebernachtung in Indien stehen wir auf einer Art Fussballplatz ausserhalb der Orte und staendig donnern seit Einbruch der Dunkelheit um 18.ooh die Trucks vorbei. Vermutlich laesst sich nachts besser brettern, von zu spaet ersichtlichen Schlagloechern einmal abgesehen. Dafuer sind keine Rishkas, Leute und Viecher mehr unterwegs und die Temperaturen ertraeglicher. Wir haben noch 26o C draussen und im Auto drinnen gar 30o C, da wir wegen der vielen kleinen Muecken und Fliegen die Moskitonetze geschlossen halten muessen und somit wenig Durchzug haben.
Wir fahren und fahren, aber es ist kein Vorwaertskommen durch diesen dicht besiedelten Bundesstaat Bihar und unser Tagesziel vom Freitag, Lucknow, bleibt unerreicht, obwohl wir noch bis in die Nacht hinein fahren. Vor Gorakhpur hatten wir uns fuer den falschen Arm der Strassengabelung entschieden und bekommen den Fehler mit dichtem lokalen Verkehr durch die Innenstadt anstatt der beabsichtigten Umfahrung vergolten. Aber auch "auf dem Lande" herrscht nicht weniger Trubel. Kaum hat man die letzten Huetten eines Ortes hinter sich, faengt schon das naechste Dorf an. Alle wohnen sie direkt an und leben praktisch auf der Strasse. Bastia liegt hinter uns und nach Faizabad haben wir Meinungsverschiedenheit, was Fredy's meiner Ansicht nach gewagten Fahrstil anbelangt. Meine Nerven sind gegen Abend strapaziert. Da wir ein linksgesteuertes Fahrzeug haben, muss ich vor jedem Ueberhol-Vorgang den Gegenverkehr beobachten und melden, sobald die Gegenfahrbahn frei ist. Die zu ueberholenden Vehikel reissen aber nie ab, so dass ich staendig mit Sondieren beschaeftigt bin und oft die Augen schliesse, wenn es brenzlig wird, weil ploetzlich jemand einen Schwenker macht oder unerwartet einmuendet, stoppt oder anfaehrt. 45 km vor Lucknow, schon im Dunkeln finden wir endlich einen Feldweg, der zu einem ehemaligen Fabrikgelaende fuehrt, wo wir uns fuer die Nacht zurueckziehen koennen.
Wir muessen dringend indisches Geld einwechseln in Lucknow. Da heute Samstag, st uns klar, dass alle Banken geschlossen sein werden und wir besser unser Glueck in einem grossen Erstklasshotel versuchen. Aber im luxerioesen Taj-Hotel hat man kein Verstaendnis fuer unsere Lage. Der angebotene Geldwechsel ist strikte nur fuer Gaeste des Hauses verfuegbar. Man schickt uns zu einer der Western Union Vertretungen im Zentrum, die aber meist bei ebenfalls geschlossenen Reisebueros sitzen, denn heute ist zudem noch ein nationaler Feiertag, naemlich der 135. Geburtstag von Mahatma Gandhi. Der unerwartete Luxus von funktionierenden und Kreditkarten akzeptierenden Bankomaten rettet uns in der Innenstadt aus der misslichen Lage und verschafft uns Cash fuer Fruechte und Gemuese, Eintrittsgebuehren und Diesel fuer die Weiterfahrt.
Lucknow hat heute an die 2 Mio. Einwohner und muss zur Zeit der Nawabs von Oudh im 18. Jht. einmal eine attraktive Stadt gewesen sein. Am Bahnhof, eine Anlage noch aus der Kolonialzeit, existiert sogar noch das im Reisefuehrer erwaehnte Touristen Info Center. Aber die Stadtrundfahrt, die wir eigentlich gerne gebucht haetten, startet jeden Morgen schon um 9.30h, so dass fuer heute der Zug respektive der Bus schon abgefahren ist. Wir beschliessen deshalb, auf eigene Faust den sehenswerten Objekten nachzufahren.

Das erste Mausoleum, das Chhota Imambara schenken wir uns, da wir nicht gewillt sind, dafuer 300.- R. pro Person Eintrittsgebuehr zu bezahlen. Der nahegelegene Uhrturm aus roten Backsteinen ist ein markantes Landzeichen und von weither sichtbar. Er steht in einer vernachlaessigten Parkanlage und ist gar kostenlos zu betrachten. Ebenfalls je 300.- verlangt man Auslaendern auch am Mausoleum Bara Imambara ab, waehrend Inder fuer 20.- R. Zutritt erhalten. Ein freundlicher Getraenkeverkaeufer sieht uns zaudern und orientiert uns, dass diese Forderung unberechtigt ist und die Anlage samt Zugang zur grossen Terrasse, aber ausgenommen der Innenraum des Mausoleum und die uns sowieso nicht interessierende Bildergalerie gratis betreten betreten werden koenne, wovon wir umgehend Gebrauch machen. Die Besichtigung der Ruinen der im Sepoy-Aufstand 1857 waehrend des indischen Unabhaengigkeitskrieges belagerten und angegriffenen britischen Residency ist im Vergleich dazu spottbillig mit 100.- R. pro Kopf (Einheimische allerdings nur 5.- R.), waere auch noch das interessante Museum darin offen.
Sonntag, 3. Oktober: Wir bewegen uns auf der Ost-West-Hauptverbindung und ueberqueren nach Unnao den heiligen Fluss Ganges. Kanpur kann nicht umfahren werden, sondern muss auf dem vielfach durch Strassenbaus beeintraechtigtem Trassee durchfahren werden. Endloser muehsamer Verkehr mit vielen Lastwagen waelzt sich mit uns zusammen via Etawah und Firozabad auf Agra zu. In der Stadt selbst halten wir auf das Taj Mahal zu, bleiben aber in einiger Entfernung davon in einer wegen eines riesigen Bus-Parkplatzs entstandenen Sackgasse stecken. Wir umfahren die Sehenswuerdigkeit und finden beim Mittelklasse-Hotel Mayur Tourist Complex einen geeigneten Standplatz im Schatten von Baeumen fuer eine Nacht fuer 300.- R. Entgegen der Angabe im Reisefuehrer ist das Taj nicht laenger am Montag, sondern am Freitag geschlossen, so dass wir nach einer Vor-Rekognoszierung und Begutachtung der langen sonntaeglichen Schlangen am Eingang unsern Besuch auf die Zeit des morgigen Sonnenaufgangs verschieben. Am gestrigen Feiertag sollen laut Angabe des Hoteliers gar 50'000 Besucher das Taj Mahal heimge- respektive be-sucht haben. Stattdessen sehen wir uns etwas in der Stadt um und finden im Zorba ein angenehmes Restaurant mit feinem indischen Gerichten. Unweit davon stossen wir auf Coffee Day, wo wir den besten Capuccino bis anhin auf unserer Reise geniesserisch schluerfen und uns dazu ein Softeis goennen.

Im Grau des fruehen Morgens besteigen wir eine Fahrrad-Rishka. Um 5.45h stehen wir schon vor dem Westeingang an, um um je 750.- R. erleichtert zu werden und Zutritt zum weltberuehmten Grabmal, welches Shah Jahan vor ueber 300 Jahren als Erinnerung an seine Liebelingsfrau Mumtaz Mahal, welche im Alter von 38 Jahren bei der Geburt ihres 14. Kindes starb, aus weissem Marmor errichten liess. Insgesamt 20'000 Arbeiter benoetigten 22 Jahre, um diese ausserordentliche Liebeserklaerung 1653 fertigzustellen. Durch ein grosses Eingangstor aus rotem Sandstein betritt man die Gartenanlage, in deren Wasserbecken sich das majestaetische Taj Mahal spiegelt.
Eine Marmorplattform in der Mitte des Wassergrabens ist ein vielbenutzter Fotografierstandort fuer eine Gesamtaufnahme des weissen Taj mit den beiden flankierenden, wiederum aus kontrastreichem rotem Sandstein errichteten Moscheen, von denen nur die westliche der beiden wegen der fuer den Islam wichtigen Ausrichtung auf Mekka zu benutzt werden kann. So frueh am Morgen sieht man fast nur auslaendische Gruppen-Touristen, welche Busse direkt vor den Toren abgeladen haben. In gut einer Stunde sind sie auch alle schon wieder verschwunden, um ihr Sightseeing Programm einzuhalten. Indische Besucher und vor allem ihre Frauen in den farbfrohen Saris ergeben eine willkommene Auflockerung der Ansicht und posieren mit ihren Angehoerigen fuer Erinnerungsfotos. Zu Fuss kehren wir anschliessend zum Camper zurueck und kommen dabei in unmittelbarer Naehe des erhabenen Denkmals durch das enge schmutzige Taj Ganj Quartier, in dessen beengten unhygienischen Gassen voller Abfallhaufen die Leute erst an der Morgentoilette oder vereinzelt schon beim Fruehstueck sind, bevor sie die kleinen Laeden oeffnen. Da geniessen wir unseren Zmorgen im sauberen Camper doppelt und lassen uns Ruehrei mit Toast und Kaffee so richtig schmecken.

In einem zweiten Anlauf kehren wir mit einer Rishka erneut ins Zentrum zurueck. Anders als das Taj als erhabenes muslimisches Bauwerk verkoerpert das in einer Biegung des Yamuna-Flusses gelegene rote Fort die Macht der Mogulherrscher aus dem 16. und 17. Jht. Ueber 20m hoch und 12m dick sind die von einem Wassergraben umgebenen Doppelmauern, die auf einer Laenge von insgesamt 2,5 km die Festung begrenzen. Die darin liegenden vielen Palaeste, Versammlungshallen, Moscheen und Pavillons wurden nicht in einem Anlauf, sondern ueber mehr als ein Jahrhundert hinweg erstellt, und zwar in einer Art Fertigbauweise. De roten Sandstein-Bloecke wurde bereits im Steinbruch massgerecht bearbeitet, auf Ochsenkarren nach Agra gekarrt und dort in einer Art Baukasten-System zum heute noch beeindruckenden Fort zusammengesetzt. Die inneren Gartenanlagen mit grossen alten Baeumen sind sehr gepflegt und wir beginnen unseren Rundgang an der Audienz-Saeulenhalle aus weissem Marmor, die Shah Jahan 1637 errichten liess. Hier soll auch der beruehmte Pfauenthron gestanden haben, der zur damaligen Zeit zum Inbegriff von Macht und Reichtum, aber auch von Verschwendungssucht, wurde. Die verschachtelten Bauten sind zwar alle leer, viele in Renovation, aber in ihrer Groesse und Ausfuehrung fuer uns mindestens so beeindruckend wie das Taj. Hier ist man man mit je 250.- R. auch bescheidener, was die Zutrittskosten anbelangt.
2 x 35.- R. kostet die Benuetzung der Autobahn nach Delhi, die zumindest streckenweise getrennte Fahrbahnen hat und unserer Vorstellung von Highway nahe kommt. An Sikandra, das 10 km ausserhalb von Agra gelegene Grabmal Kaiser Akhbars aus dem 15. Jht., fahren wir, da auf der alten Ausfallstrasse ohne entsprechende Hinweistafel, unabsichtlich und an Mathura, der Geburtsort des Hindu-Gottes Krishna, einer der sieben heiligsten Pilgerstaetten der Hindus vorbei, willentlich vorbei. Uns steht der Sinn mehr nach der Metropole Delhi. Nicht nur moderne Vehikel benutzen den Highway No. 25. Wir trauen unseren Augen nicht, als wir unterwegs auch einem Elefanten begegnen und einigen von Kamelen gezogenen Lastenkarren. Ab der Vorstadt Faridabad benotetigt man dann wieder die volle Konzentration fuer die Bewaeltigung des Verkehrs. Das Haeusermeer nimmt von da an gar nicht mehr ab. Wir sind uns nicht im Klaren, wie gut wir uns auf die Angaben im aus dem Jahre 2000 stammenden und seither nur ueberholten Reisefuehrer verlassen koennen. Es ist bereits dunkel, als wir das Gate of India in seiner grosszuegigen Parkanlage passieren und uns auf den bekannten Dreh- und Angelpunkt von New Delhi, den Connaught Place zukaempfen. Dieser Circle befindet sich im totalen Umbruch wegen des Baus der Metro und vom angeblich unweit davon gelegenen Tourist Camp in der J. Nehru Marg ist keine Spur mehr zu finden. Es ist sinnlos, im Dunkeln weiterzusuchen und wir beschliessen, zum Gate of India zurueckzukehren. Viele Einwohner besuchen fuer Picknicks oder zur Erholung am Abend das Monument mit seinen umliegenden Parks. Wir parken da gegen eine Gebuehr von 50.- R. und bleiben komplett ungestoert, koennen unser Nachtessen mit offenen Tueren - Gott sei Dank bei der Schwuele - verzehren und die ganze Nacht ohne einen Zwischenfall mit offenen Fenstern schlafen. Am naechsten Morgen weckt uns ein auf verstimmten Instrumenten gespieltes "Fraeulein, haend sie mis Huendli gseh?" Military, Marine und Naval Truppen sind aufmarschiert, defilieren und umrunden zu den Musikklaengen das India Gate und sind mit dem Niederlegen eines Kranzes beschaeftigt.
Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht in erster Linie fuer den Besuch der Sehenswuerdigkeiten in die Metropole gekommen, sondern wollen unsere Heimreise organisieren. Also widmen wir uns dem vordringendsten Anliegen, einen sicheren Lagerplatz fuer den Camper fuer die naechsten 3-4 Monate zu finden. Dabei fahren wir unzaehlige Kilometer erst zur Schweizer Botschaft, wo man uns aber ausser mit eventuellen Kontaktadressen nicht helfen kann. Immer wieder stossen wir bei unseren persoenlichen oder telefonischen Umfragen auf Mischler und Schlepper, die ein grosses Geschaeft wittern. Wir koennen schliesslich bei der Navkar Warehousing Co. provisorisch das Einstellen des Campers in einem ausserhalb gelegenen abgeschlossenen Warehouse zu 10'000.- R. pro Monat ab kommenden Samstag vereinbaren. Bei den oertlichen Verhaeltnissen und dem herrschenden Verkehr nimmt dieses Abklaeren den ganzen Tag und Dutzende von Fahrkilometern in Anspruch und wir kehren am Abend muede und verschwitzt zum luftig und zentral gelegenen India Gate zurueck.

Heute steht der Punkt Hotel und Standplatz unmittelbar vor unserer CH-Reise und nach der Rueckkehr nach Indien auf dem Tagesprogramm. Unweit des Connaught Circles stossen wir auf die Delhi Tourist Information und die Dame uebergibt uns nicht nur einen gratis detaillierten Stadtplan, sondern taetigt auch mehrere telefonische Anfragen betreffend unser ausserordentliches Anliegen. Aber natuerlich sind wir ein Spezialfall und erhalten keine leichte Loesung praesentiert.
Obwohl nahe bei der New Delhi Railway Station gelegen, herrscht im Pahar Ganji ein Gewimmel und die Gassen sind so eng, dass wir mit dem Camper fast darin stecken bleiben. Die kleinen Hotels hier sind aber nur fuer unmotorisierte Backpacker geeignet und gehoeren heutzutage fast alle mittlerweile zu der untersten Kategorie. Wir fahren anschliessend systematisch die im Umkreis des Connaught Circles gelegenen Budget-Hotels ab, deren manchmal erwaehnten Gartenanlagen sich aber anscheinend alle in Luft aufgeloest haben. Die Hotels der Tourist-Class im erweiterten Umkreis sind nicht mehr auffindbar, entweder eingegangen oder wurden bereits durch Riesen-Hotelkloetze der First Class ersetzt. Diese Fuenfsterne-Monster verfuegen mit wenigen Ausnahmen nur ueber sehr beschraenkten Abstellplatz und auf bescheidene Touristen, die gar ihr Vehikel wenn moeglich noch laenger abstellen moechten, ist man an der Reception gar nicht erpicht, waehrend wir unsererseits nicht gewillt sind, pro Nacht zwischen 250-450.- $ liegen zu lassen.

In einem letzten Versuch kehren wir trotz aller Enttaeuschungen am spaeten Nachmittag nochmals in die Sansad Marg fast beim Connaught Circle zurueck, da wir ein im Guide empfohlenes Hotel nicht gefunden hatten, dessen Beschreibung und Preisklasse gut klang. Wir ueberlegen uns lange, ob wir uns dafuer nochmals in abendliche Gewuehl stuerzen sollten, und muessen es nicht bereuen. Wir finden im YWCA das Gelbe vom Ei. Nicht nur kostet das Doppelzimmer mit eigener Dusche und WC nur 1350.- R. pro Nacht inkl. Fruehstueck, nein es ist picco-bello sauber, hat Parkplatz und wie wir bald merken, eine unglaubliche gute Infrastruktur. An der Reception funktioniert alles profimaessig angefangen von der Registrierung, der bequemen Bezahlung mit Kreditkarte, Wechselbuero und Internet in der Hotelhalle, jeden Morgen eine Zeitung aufs Zimmer, Waschservice, der ins Haus kommt und sogar einer kleinen angeschlossenen Reiseagentur. Im integrierten Restaurant mit gepflegtem Garten werden schmackhafte Mahlzeiten von freundlichem und effizienten Personal serviert. Der Haken, nur noch fuer zwei Naechte koennen wir da unterkommen, nachher sind sie ausgebucht - kein Wunder!
Wir machen weiter Naegel mit Koepfen. Gestern hatten wir uns schon bei Austrian Airways - eine der guenstigsten Verbindungen, wenn man von Qatar Airlines, die aber im Moment nicht zu empfehlen sind, absieht - erkundigt, was ein Flug nach Zuerich kostet. Die VINstring Holidays Ltd. in der Hotelhalle kann uns einen Retourflug am kommenden Sonntag, 10.10./Delhi ab 01.50 h via Wien nach Kloten statt zu 42'500.- zu 38608.- R. vermitteln, so dass uns zur Buchung entschliessen und umgehend unsere Nachkommen an der Rinderweidstrasse 19 von unserer Ankunft morgens um 08.30h in Kenntnis setzen, damit sie noch genuegend Zeit haben, falls sie noch vorher die "Huette" in Schuss klopfen muessen.
Fredy stuerzt sich in die Totalreinigung des Campers - ein nahrhaftes Unterfangen - und baut die beiden Heizungen und den Radio aus, die wir zur Reparatur in die Schweiz mitnehmen muessen. Ich habe den angenehmeren Teil - ich darf im Hotelzimmer in der Kuehle sitzen und bequem am LapTop mich vergnuegen. Waehrend ich im Bericht von den Unruhen von Nepal berichte, sammelt sich auf dem Hotel auch gerade eine Menschenmenge an. Aber im Gegensatz handelt es sich hier um eine gutartige Demonstation. Bis am Abend habe ich den Reisebericht Nepal samt Fotogalerie im Hotel-Internet eingespiesen und kann ebenfalls mit gutem Gewissen mich ans Nachtessen setzen.
Heute Freitag "chalbert uns der Schiitstock". Die beiden netten Angestellten an der Reception, von unserer Reiseart und dem besichtigten Camper begeistert, haben ihr Moeglichstes getan und mit einem zweimaligen Umziehen innerhalb des Hotels koennen wir bis zum Abflug hier wohnen bleiben. Die grauhaarige Managerin scheint ebenfalls einen Narren an uns (oder wahrscheinlich Fredy) gefressen zu haben. Sie hatte mit Entzuecken vernommen, dass wir schon 1975 laenger in Indien herumgereist sind und uns nun ein Bild ueber das heutige Indien machen wollen. Trotz engen Platzverhaeltnissen koennen wir gegen einen Bericht und Vergleich ueber unsere beiden Aufenthalte und Fotos von uns mit dem Camper das Fahrzeug direkt hier stehen lassen zu einem absolut einmaligen Unkostenbeitrag.
Wir haben es vorgezogen, drei prall volle Saecke Schmutzwaesche dem Waschservice zu ueberlassen, der die Kleider nach 24 Std. fuer ein Entgeld von gerade nur sFr. 9.- trocken, gefaltet und gebuegelt wieder zurueck gebracht hat. Die Zeit haben wir genutzt, um gegen Abend Richtung am Connaught Place am innern und aeusseren Circle herumzuschlendern, etwas in den Laeden herumzuschnuppern und uns ein Lokal fuer ein feines Nachtessen zu suchen.
Morgen Samstag werden wir nun also unsere Reisetaschen packen, den Camper im Hinterhof des YWCA dauerparkieren und dichtmachen. Nach dem Nachtessen hier werden wir uns von einem Taxi zum Einchecken zum Indira Ghandi International Airport uns fahren lassen und hoffen auf einen guten Heimflug - Delhi-Wien ab am 10. Oktober 2004 um 01.50h mit OS 34 und Weiterflug OS 561 von Wien nach Zuerich-Kloten, wo wir am Sonntag-Morgen um 08.30h landen sollten.

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